Tag vor einem Jahr by C Geraghty

Tag vor einem Jahr by C Geraghty

Autor:C Geraghty [Geraghty, C]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2010-08-02T22:00:00+00:00


28

Ich fuhr zum Haus meiner Mutter, Shane setzte ich unterwegs in der Stadt ab.

»Sag deiner Familie schöne Grüße von mir.« Er löste den Sicherheitsgurt.

»Ja, natürlich.« Ich konnte es nicht erwarten, dass er ausstieg, aber er ließ sich Zeit. »Was wirst du ihnen sagen?«, fragte er.

»Ich sage einfach nur, dass du zu einer schon seit langem vereinbarten Verabredung musst, die du nicht absagen konntest. Sie werden es dir nicht übelnehmen.« Das stimmte, das würden sie nicht. Und sie würden auch nicht überrascht sein.

Er hatte die Güte, betreten dreinzuschauen. »Ich könnte mitkommen. Wenn du es wirklich möchtest. Ich könnte Pauline anrufen …« Er verstummte, wartete auf meine Antwort. Ich kam ihm entgegen. Es war einfacher so.

»Auf keinen Fall. Geh du ruhig und hab eine schöne Zeit. Soll ich dich später irgendwo auflesen?«

»Nein, mach dir keine Sorgen. Ich nehme die öffentlichen Verkehrsmittel und treffe dich dann wieder in der Wohnung, okay, Baby?« Er gab mir einen Kuss und stieg aus, der Wind wehte ihm das Haar aus dem Gesicht. Dann warf er mir eine Kusshand zu, ordnete seine Haare und war weg. Fast augenblicklich zündete ich mir eine Zigarette an, meine Hände zitterten schlagartig. Ich fuhr langsam, nahm mir Zeit zum Nachdenken, bevor ich bei Mam ankam. Caroline und Bernard. Diese Worte drehten und drehten sich in meinem Kopf, bis er davon schmerzte. Was empfand Bernard für Caroline? War er verrückt nach ihr? Wie hätte er es nicht sein sollen. Jeder war es. Und wo stand ich? Und was war mit Shane?

Die Auffahrt zu Mams Hause war vollgeparkt, was hieß, dass zwei Autos drinstanden. Ich erkannte Janes (Kindersitze, kopflose Puppen, abgesägte Schrotflinten – unechte -, Brösel von Cornflakes, Chips und Crackern sowie ein »Baby an Bord«-Aufkleber im Rückfenster). Mams Auto stand ebenfalls da, ein makellos gepflegter VW Polo, wie neu und doch alt, ordentlich in der Einfahrt abgestellt, bündig mit der Gartenmauer. Ich fuhr ein Stück die Straße hinunter, um einen Parkplatz zu finden. Als ich beim Haus ankam, war ich von der Wanderung die Straße hoch erhitzt und ein wenig kurzatmig – die Straße stieg leicht an. Ich warf meine Zigarettenkippe ins hohe Gras des Vorgartens und beobachtete, wie die rote Spitze glühte und verlosch.

»Grace, wieso stehst du da so herum? Komm herein, Kind.« Meine Mutter stand im Windfang, und winkte mich mit ausgestreckten Armen zu sich. Ich war sofort auf der Hut. Mam sah begeistert aus. Noch nie hatte ich sie so glücklich gesehen. Und sie war geschminkt. Mir fiel es auf, weil an ihren Zähnen Lippenstiftspuren waren. Außerdem klebten ihre Wimpern an den Stellen, wo sie sich mit Mascara versucht hatte, zusammen. Meine Mutter trug nie Make-up. Selbst nicht, als Dad noch lebte. »Das hat sie nicht nötig«, sagte Dad immer, wenn er einen Kommentar dazu abgab. »Alle anderen Mütter schminken sich.« Wir waren über ihren Sündenfall in dieser Hinsicht enttäuscht. »Eure Mutter ist eine Naturschönheit«, erklärte uns Vater.

Mam zog mich am Ärmel und führte mich ins Haus. Sie trug sehr dunkle, sehr neue Jeans. Eine starre Bügelfalte entlang der



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